Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin,
sehr geehrte Frau Dr. Freudenstein,
die Pandemie stellt die Familien derzeit vor große Herausforderungen. Während die Schulen in Bayern wieder sukzessive öffnen, gibt es für Kitas noch immer keine Perspektive.
Wie die Sozialausschussvorsitzende der bayerischen SPD Landtagsfraktion, Doris Rauscher, richtig feststellt, ist der Regelwirrwarr nicht nachvollziehbar: Mit der Öffnung für Familien aus systemrelevanten Berufen und für Alleinerziehende wie auch für die Geschwisterkinder der Kleinsten, sind ohnehin schon 80% der zu betreuenden Kinder abgedeckt. Mit Infektionsschutz ließe sich diese Verordnung, die verbleibenden 20 % noch nicht in die Betreuung mit einzubeziehen, nicht mehr begründen. Selbst der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte empfiehlt die allgemeine Öffnung der Kitas zu ermöglichen.
Es ist nachvollziehbar, dass Frau Rauscher hier von einer „Dauerbelastung für die Familien“ spricht: Einen Berufs- und Familienalltag zwischen Homeoffice und Küche/Kinderzimmer zu stemmen und diesem seit 3 Monaten gerecht zu werden, kommt an Arbeitszeiten eines Firmenmanagers heran, möglicherweise übertrifft es diese sogar. Viele Familien sind von Doppeleinkommen, noch dazu in der derzeitigen Kurzarbeitsphase, abhängig. Hinzu kommt das Fehlen wichtiger Sozialkontakte, die maßgeblich die soziale und emotionale Kompetenz im Kleinkindalter prägen.
Dass man Frau Rauscher eine kompetente Einschätzung der Sachlage durchaus zutrauen darf, begründet nicht nur ihre Berufsbiographie, d.h. dass sie selbst lange Jahre Kitas geleitet hat. Zunehmend erhält sie hierzu auch Unterstützung aus dem Kreis der Erzieherinnen und Erzieher.
Vor diesem Hintergrund hat uns Ihr Facebook-Post vom 23.05., der nicht nur die Sachlage stark verkürzt zusammenfasst, wie „willkürliche Gängelung von Familien“, „Gefährdung der seelischen Entwicklung von Dreijährigen“, sondern dies in der Erkenntnis münden lässt: Dass es „schon auch Eltern und Kinder gibt, die ihr Zusammensein nicht als Dauerbelastung empfinden.“
Leider haben Sie offensichtlich weder die Faktenlage kritisch hinterfragt, noch aufgenommen, in welche Richtung Frau Rauschers politische Forderung ging. In Ihrer zugespitzt und verkürzten Darstellung unterstellen Sie Familien, dass diese ihre Kinder als Dauerbelastung empfänden und schmälern implizit den Stellenwert von Kitas.
Haben Sie sich denn nicht in Pkt. 8 des Koalitionsvertrages mit zu deren Ausbau und Sicherung, insbesondere auch zum Schutz der Kinder und zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie verpflichtet?
Gerade als Sozial-Bürgermeisterin erwarten wir von Ihnen, dass Sie die Interessen Regensburgs vor dem parteipolitischen Klein-Klein stellen und das Leben der Regensburgerinnen und Regensburger, vor allem aber auch von Familien, die unserer Unterstützung bedürfen, positiv beeinflussen, sowie im Interesse der Stadt und auf Grundlage der vereinbarten Koalition auftreten und agieren.
Wir freuen uns auf eine zukünftige konstruktive Zusammenarbeit basierend auf einem stets offenen politischen Diskurs.
Mit freundlichen Grüßen
Astrid Enderl Claudia Neumaier
Vorsitzende OV Äusserer Westen Vorsitzende der AsF im SPD-Unterbezirk Regensburg